Dies ist eine Adaptation des Vortrags vom Consensus Meeting Herzinsuffizienz 2025 in Wien.
Der Zusammenhang zwischen Erkrankungen und Veränderungen unserer Biosphäre steht dzt. in einem besonderen Spannungsfeld. Dies veranlasst zunehmend Wissenschaftler ihre „Elfenbeintürme“ zu verlassen um in Medien und auf der Straße1 für wissenschaftliche Erkenntnis vs. populistische Meinungen einzutreten. So beginne auch ich mit 6 Key Facts die von den Klimaforschern des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)2 und auch vielen anderen Forschern verwendet werden.
Klimawandel ist:
- Real
- Er ist Menschen gemacht
- Die Experten sind sich einig
- Er ist schlecht (für die Menschheit)
- Lobbyismus leugnet, verharmlost, verzögert345
- Es gibt (noch) Hoffnung
Basis dazu ist die offizielle Sammlung der wissenschaftlichen Publikationen und die Erstellung regelmäßiger Berichte6 des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC)7, das 1988 von der UNO und der World Meteorological Organisation (WMO) auf Grund zunehmender Evidenzen zu klimatischen Veränderungen gegründet wurde und 195 Mitgliedsstaaten umfasst.
Es sind jedoch nicht alleine die klimatischen Veränderungen die Sorgen bereiten. Eine Gruppe um den aktuellen Leiter des PIK, Johan Rockström hat 2024 einen Bericht8 zu den sogenannten planetaren Grenzen heraus gebracht, der ein alarmierendes Bild der für die Biosphäre notwendigen Systeme zeigt. Es sind die Ökosystem Dienstleistungen, die für das Leben von Menschen essentiell sind und inzwischen durch menschliche Aktivitäten schwer unter Druck geraten. Die Veränderungen betreffen Europa und da den Alpenraum besonders9.

Doch was hat dies alles mit Herzinsuffizienz zu tun?
Die beschriebenen Veränderungen haben über unterschiedliche Mechanismen vielfältige Wirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die in der folgenden Grafik zusammen gefasst werden.

Dazu findet sich zunehmend Evidenz, die vor allem in Bezug auf Hitzeepisoden eine erheblich steigende Mortalität (x2,6 für Herzinsuffizienz) und Morbidität vor allem bei vulnerablen Gruppen zeigt1213. Einen der Mechanismen kann man über eine Energiebilanzierung recht gut beschreiben. Hitzeadaptation erfolgt hauptsächlich über Schwitzen, ein energieintensiver Prozess, der bei herzinsuffizienten Patienten auf Grund der reduzierten Pumpleistung und damit reduzierten Energiebereitstellung ebenfalls reduziert ist. Dies macht diese Gruppe besonders anfällig. Die Folgen sind höheres Hitzschlag Risiko, vermehrte Episoden von kardialer Dekompensation, Myokardinfarkte, Schlaganfälle, sowie akutes Nierenversagen und Stürze bei Hypotonie. Die bei der Behandlung für dieses Krankheitsbild sonst sehr erfolgreich verwendeten Medikamente spielen in der Hitzesituation eine besondere Rolle. Sie könnte in Zukunft sehr rasch, die in den letzten Jahrzehnten erreichten Fortschritte bei der Reduktion der Mortalität bei Herzinsuffizienz14 zunichte machen.
Was können nun also Maßnahmen sein, dieses Problem in den Griff zu bekommen? Man kann hier Ursachenbekämpfung von Anpassungsprozessen unterscheiden (Mitigation, Adaptation, Resilienz). Es ist dies als Risikomanagementkonzept zu verstehen. Die Ursachenbekämpfung bedeutet, dass menschliche Aktivitäten so modifiziert werden, dass die Einhaltung planetarer Grenzen beachtet werden. Dazu gehört z.B. ein möglichst schneller Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Beschrieben werden die CO2 Emissionen oftmals als Fußabdruck15. Dieser Begriff ist grundsätzlich hilfreich um die Verteilung des Ursprungs zu beschreiben, wird aber oft missbräuchlich verwendet um Verantwortung abzugeben. Interessant ist, dass der Fußabdruck des Gesundheitssystems selbst mit bis zu fast 7% in Österreich am Gesamtausstoß relativ hoch ist16. Es ist unmöglich, dass der Einzelne, eine Firma oder ein Sektor das alleine beheben kann, sondern dafür müssen jene Rahmenbedingungen, die fördern oder behindern, angepasst werden. Somit ist auch die politische Einflussnahme (Handabdruck17) erheblich. Gesundheitsberufe scheinen hier besonders geeignete Multiplikatoren zu sein, da sie in den Statistiken18 im Vertrauensindex ganz vorne zu finden sind. Daher ist es wichtig diese Berufsgruppen zu „Informed Decision Makers“ durch die Aufklärung über berufsferne Disziplinen (Klimatologie, Raumplanung, etc.) zu machen- analog zum „informed consent“ bei der Patienten Aufklärung.
Die Resilienz Verbesserungen, die nur im Rahmen der Mitigationsbemühungen stehen können, ergänzen diese Transformation19. Praktisch bedeutet dies, dass die Beratung von Patienten einen noch höheren Stellenwert bekommt.
- Klimasensitive Beratung mit dem Fokus auf Verhaltensanpassungen und Verhaltensänderung unter Berücksichtigung z.b. von Hitzeschutzplänen20.
- Anpassung der Medikation in Hitzeepisoden mittels Heidelberger Hitzetabelle21
- Double und Triple Benefit Maßnahmen22 mittels Kurzintervention23
- Beispiele und Geschichten
Weiterführende Quellen:
Vorträge zum Thema24 Kardiologie & Klima finden sie auf der Seite der deutschen kardiologischen Gesellschaft (DGK). Der aktuelle Bericht für policy makers (AR625) des IPCC ist absolut lesenswert. Der Lancet Countdown for climate change26 ist eine wichtige wissenschaftliche Quelle um eine Übersicht über den aktuellen medizinischen Impakt zu bekommen. Wenn sie sich mehr mit den Zusammenhängen beschäftigen wollen und selbst mit der Transformation beginnen wollen, empfehle ich einen in Österreich adaptierten Workshop- Das Klima Puzzle mit medizinischem Debrief27. Vielleicht wollen Sie sich auch mit einer Aktion am 1. österreichischen Hitzeaktionstag28 am 4.6.2025 beteiligen.
Dr. Thomas Quinton, Wien 3.3.2025
1https://at.scientists4future.org/2025/02/24/7-maerz-weltweiter-march-for-science-wissenschafft-vertrauen/
2https://www.pik-potsdam.de/de/startseite
3https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/populismus_factsheet_v2.pdf
4https://www.klimareporter.de/gesellschaft/die-populistischen-narrative-der-klimawandelleugnungsszene
5https://www.science.org/doi/10.1126/science.abk0063
6https://www.ipcc.ch/synthesis-report/
7https://www.ipcc.ch/
8https://www.planetaryhealthcheck.org/
9https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1376650/umfrage/hitzewellen-europaeische-laender/
10https://public.emdat.be/
11https://healthforfuture.de/wp-content/uploads/2023/12/H4F-Folgen-fuer-Gesundheit-A1-2048×1448.png
12https://www.nature.com/articles/s41591-023-02419-z
13https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.122.061832
14https://www.thelancet.com/journals/lanhl/article/PIIS2666-7568(24)00029-1/fulltext
15https://climatetrade.com/the-evolution-of-carbon-footprint-measurement/
16https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2825/1/Treibhausgasemissionen%20des%20%C3%B6sterreichischen%20Gesundheitswesens_bf.pdf
17https://www.germanwatch.org/de/handabdruck
18https://de.statista.com/statistik/daten/studie/667238/umfrage/vertrauen-gegenueber-ausgewaehlten-berufsgruppen-in-oesterreich/
19https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WGIIAR5-Chap20_FINAL.pdf
20Klimasensitive Betreuung in einer internistischen Facharztordination/ Hitzeschutz AlarmierungssystemGesundheitseinrichtung: Ordination Dr. Thomas Quinton
21https://dosing.de/Hitze/Medikamentenmanagement_bei_Hitzewellen.pdf
22https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2816/1/Factsheet_GF_Co-Benefits%20Klima%20und%20Gesundheitsf%C3%B6rderung_final.pdf
23https://www.infodrog.ch/de/wissen/praeventionslexikon/kurzintervention.html
24https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/news/neues-aus-der-dgk/task-force-planetare-gesundheit-webinarreihe.html
25https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_SPM.pdf
26https://lancetcountdown.org/
27https://healthforfuture.at/das-klima-puzzle/
28https://hitzeaktionstag.at/